Demokratie, Respekt und Gewaltprävention


Politik hautnah – Die Bundestagsabgeordnete Sara Nanni (Bündnis 90 / Grüne) diskutierte am 16. Mai mit Lernenden der Oberstufe zu aktuellen politischen Themen

„Ich kann nur mitreden, wenn ich informiert bin.“ 

Mit diesem Leitgedanken wurden die Lernenden der Oberstufe zur Diskussionsveranstaltung mit Sara Nanni durch die Schulleiterin Regine Brochhagen-Klein begrüßt. 

Sara Nanni, seit 2021 Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Düsseldorf Süd und unter anderem Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages, berichtete in der Aula der Joseph-Beuys-Gesamtschule über ihr Leben zwischen Düsseldorf und Berlin. Sie beantwortete die zahlreichen Fragen der Lernenden zu aktuellen politischen Fragestellungen und ihrem beruflichen Lebensweg. 

Ein zentraler Themenschwerpunkt war die Frage nach der militärischen Unterstützung der Ukraine im letzten Jahr. „Warum haben die Grünen vor dem Wahlkampf gesagt, keine Waffen zu liefern und tun es jetzt doch?“, war die Frage eines Schülers aus der Q2. Nanni verwies darauf, dass im Wahlprogramm immer vom Ist-Zustand ausgegangen wird, die Realität aber durch den Angriffskrieg Russlands eine andere geworden sei. 

„Ich habe mich dafür eingesetzt, die Ukraine noch mehr zu unterstützen…Die Ukraine müsste sich sonst einem autokratischen Regime unterwerfen…Es sind keine leichten Entscheidungen und viele Abwägungen.“ Im Hinblick auf den Angriffskrieg betonte Nanni die Inhalte der UN-Charta, in der ein striktes Gewaltverbot formuliert ist. Die Anwendung von Gewalt sei nur im Verteidigungsfall legitim. 

Genauso wie für die politischen Themen interessierten sich die Lernenden für das Leben der jungen Politikerin. „Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Politikerin geworden sind?“ Nanni berichtete, dass es nicht ihr Plan gewesen sei, Politikerin zu werden und dies auch keine Karriereentscheidung war. Dafür sei dieser Werdegang zu sehr eine demokratische Entscheidung, für die das Vertrauen der Partei und der Bevölkerung notwendig sei. Zudem verwies sie auf ihr immenses Arbeitspensum, vor allem in Berlin. 

Weitere Diskussionspunkte waren die Themen Klima- und Energiekrise, Rüstungsexporte und Migration.  

Die vielen Fragen, die am Ende aufgrund der fehlenden Zeit noch unbeantwortet blieben, werden nun an Sara Nanni in schriftlicher Form weitergeleitet. 

Insgesamt sind die Jugendlichen dem Ziel, mitreden zu können, wieder ein Stück nähergekommen.


Zeitungsartikel: Rheinische Post vom 02.12.2021



 Demokratie, Respekt und Gewaltprävention

 

An der JBG gibt es unterschiedlichste Elemente, die im Schulprogramm verankert sind und das Thema Partizipation und Wertevermittlung betreffen.

 

Dazu gehören die Mitwirkungsorgane (Klassenrat, Klassenpflegschaft, Klassensprecher, SV, Schulkonferenz) der Schule und Mitwirkung in Fachkonferenzen, Pflegschaften wie Schulkonferenz und Arbeitskreisen. Neben Mitwirkungsmöglichkeiten bei Aktionen finden sich inhaltliche Bezüge in den Lehrplänen vieler Fächer.

 


Anne Frank Tag 2019 an der JBG

 

Der 12. Juni ist Anne Frank Tag. Rund 250 Schulen in ganz Deutschland

(darunter auch unsere Schule) nahmen am diesjährigen Aktionstag gegen

Antisemitismus und Rassismus teil. Motto war in diesem Jahr »Anne Frank

90«. Denn vor 90 Jahren kam Anne Frank am 12. Juni 1929 zur Welt.

Auch die Schülerinnen und Schüler des Geschichte Leistungskurses der Q1

mit ihrem Lehrer Herrn Leissa engagierten sich aktiv für eine

demokratische Gesellschaft und setzten sich mit Nationalsozialismus,

Holocaust und Antisemitismus auseinander.

 

Als teilnehmende und angemeldete Schule erhielten wir neben vielfältigem Informationsmaterial auch eine (kostenfreie) Plakatausstellung, die den Mitgliedern der Schulgemeinde fachkundig erläutert wurde. Das Foto zeigt einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses. Im Hintergrund Herr Leissa, vorne rechts die stolze Schulleiterin Regine Brochhagen-Klein


Ahmad Mansour an der Joseph-Beuys-Gesamtschule (JBG)

 

Es ist der 23.Januar 2019. In der Aula der Joseph-Beuys-Gesamtschule sind ca. 180 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe mit ihren Lehrerkräften versammelt und warten auf Ahmad Mansour, der mit ihnen ins Gespräch kommen möchte. Unter Personenschutz betritt Ahmad Mansour die Aula.

 

Als gläubiger Moslem stellt er sofort zu Beginn klar: „Ich bin nicht mit der Wahrheit gekommen.“ „Jeder kann glauben, was er will, solange es sich nicht gegen die Menschenrechte richtet.“

Mansour hat eine Vision: „Wir sollten eine Gesellschaft schaffen, wo es egal ist, wer man ist und was man glaubt. - In dem Moment, wo wir beginnen zu stempeln, wird Religion zur Ideologie.“Damit sind alle Religionen gemeint.

 

Wer ist dieser Ahmad Mansour, dessen Berichte und Ausführungen die Schülerinnen und Schüler vormittags und am Nachmittag das ganze Kollegium der JBG zum Nachdenken, Nachfragen und zur Diskussion anregen.

Geboren als Palästinenser in Israel erlebte er Mobbingsituationen in der Schule, wurde durch einen Imam angesprochen und fand seine „neue Familie“ in der Moschee. „Irgendwann wurde aus den Koranstunden Hassunterricht - der Anfang einer radikalen Karriere“, berichtet Mansour anschaulich aus seiner Jugendzeit.

Die Erfahrung, als einziger Araber unter Israelis an der psychologischen Fakultät in Tel Aviv zu studieren, bringt sein bisheriges Weltbild ins Wanken. Er erfährt Unterstützung durch die Israelis, seine Kommilitonen. Kritisches Denken wurde an der Uni geschult, eine eigene Meinung war gefragt – „Das war der Ausstieg aus der Hassideologie.“

Aufgrund eines selbst miterlebten Attentates Ende 2003 verlässt Mansour Israel und kommt nach Berlin – Neukölln. Die ersten Jahre sind hart und kompliziert und viele Vorurteile den Deutschen gegenüber sieht er bestätigt. Erst der Umzug in ein Studierendenwohnheim und das „Sommermärchen“ 2006 verändert sein Leben und seine Einstellung.

Wieder sind es die Kontakte und die Begegnungen zu Menschen, die dies bewirken. „Begegnungen sind wichtig und können präventiv helfen.“

 

In dieser Zeit beginnt er seine Arbeit mit muslimischen Jugendlichen, das Projekt HeRoes wird ins Leben gerufen. Mansour will dazu beitragen, die weiter fortschreitende Radikalisierung Jugendlicher zu stoppen. Mehr als 1000 Jugendliche sind bereits als IS-Kämpfer nach Syrien gereist.

Zur Anwerbung der Jugendlichen werden Elemente der Jugendkultur genutzt, attraktive Internetauftritte, Musik und vor allem Bindungs- und Beziehungsarbeit werden eingesetzt.

Mansour spricht von einem Zeitfenster von zwei Jahren, in dem sich Jugendliche radikalisieren, in dem sie radikalisiert werden. „Die Radikalen sind die besseren Sozialarbeiter geworden.“ Sie geben einfache Antworten auf die Fragen in der Identitätskrise. „Du gehörst zu einer Elite.“, ist die Antwort der Salafisten. Doch die Welt ist viel komplexer.

Mansours Sicht ist eindeutig:

„Die beste Medizin gegen Radikalisierung ist mündig zu werden. - Wer selber denkt, wird nicht radikal.“

Und: „Wir müssen wieder die besseren Sozialarbeiter werden.“

 

Eindringlich wendet sich Mansour an die Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und Großeltern Unterdrückung und Diskriminierung erlebt haben. „Ich bitte euch, lasst den Hass bei euren Eltern und Großeltern. Schafft hier eine gemeinsame Heimat.“

Die Schule ist für Mansour ein Gegenmodell, hier können Schülerinnen und Schüler erkennen, dass es Alternativen gibt.

 

„Wir brauchen Vorbilder um zu zeigen, dass es auch anders geht.“

Dass dieser Mann nicht mehr ohne Polizeischutz unterwegs sein kann, und dies nicht nur bei solchen Veranstaltungen, macht deutlich, dass wir uns für die Demokratie dieses Landes, Mansour nennt sie „einen Schatz“, einsetzen müssen.

Wir dürfen das Feld nicht denjenigen überlassen, die sich gegen das Grundgesetz und die Menschenrechte wenden.